- Jahr: 2019
- Entwickler: Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
- Plattform: iOS, Android, Browser
- Link: https://konterbunt.de/
- Altersfreigabe: USK 12
- Geeignet für: Ab Klasse 8
- Fachbezug: Sozialwissenschaften: Gemeinschaftskunde, Politik, Ethik, Geschichte
„Sinti und Roma gehören alle abgeschoben!“ „Homosexualität ist ansteckend!“ „Frauen gehören an den Herd!“ – Die Begegnung mit diesen und weiteren Stammtischparolen kann wütend machen, und vor allem sprachlos. Doch welche Reaktion ist in solchen Momenten empfehlenswert? Sollten derartige Aussagen ignoriert werden? Oder ist es sinnvoll, sich über das Gegenüber und seine Aussagen lustig zu machen? Gibt es Kommunikationsstrategien, die bei der Begegnung mit diskriminierenden Äußerungen angewendet werden können?
Mittels der KonterBUNT-App können Spieler*innen in einem Minispiel den souveränen Umgang mit Stammtischparolen trainieren, indem sie Strategien für unterschiedliche Gesprächssituationen kennenlernen. In mehreren Alltagssituationen, sei es auf dem Spielplatz, im Supermarkt oder auf der Familienfeier, werden die Spieler*innen mit diskriminierenden Aussagen aus acht verschiedenen Themenbereichen rund um Diskriminierung, die in Anlehnung an die Kategorien der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit nach Wilhelm Heitmeyer erarbeitet wurden, konfrontiert und müssen innerhalb von einer vorgegebenen Zeit zwischen den möglichen Antwortmöglichkeiten eine auswählen.
Ergänzend zu dem Minispiel gibt es ein umfangreiches „Parolenverzeichnis“, in dem die unterschiedlichen Vorurteile gegen einzelne gesellschaftliche Gruppen und mögliche Gegenargumente erläutert werden, sowie einen Strategieguide, der Anregungen für einen souveränen Umgang mit diskriminierenden Äußerungen bietet.
Durch die Begegnung mit den vielfältigen diskriminierenden Äußerungen sowie die aufgezeigten Kommunikationsstrategien für einen souveränen Umgang damit eignet sich die KonterBUNT-App besonders für den Einsatz im Gemeinschaftskunde-, Politik-, Geschichts- und Ethikunterricht. Die unterschiedlichen Stammtischparolen können dabei etwa als Diskussionsanlass bzw. Rechercheanlass für die Schüler*innen genutzt werden, um ihr Wissen zu einem bestimmten Themenbereich zu erweitern.
Der Einsatz der KonterBUNT-App bietet sich dabei vor allem in den Sozialwissenschaften an. Im Ethikunterricht können die plakativen Äußerungen etwa verwendet werden, um mit den Schüler*innen über die jeweiligen Parolen und die ihnen zugrundeliegenden Vorurteile zu sprechen und aufzuzeigen, weshalb diese Aussagen diskriminierend sind. So erscheint die Aussage „Mädchen könne kein Mathe.“ aus dem Themenbereich Sexismus im ersten Moment möglicherweise als wenig diskriminierend, durch das ergänzende Parolenverzeichnis wird jedoch ersichtlich, welche weitreichenden Auswirkungen dieses vermeintlich harmlose Vorurteil hat.
Die Aussagen aus dem Themenbereich Behindertenfeindlichkeit eignen sich etwa als Denkanstöße im Gemeinschaftskunde- oder Politikunterricht, um mit den Schüler*innen über den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung in Deutschland zu sprechen. Durch Parolen wie „Behinderte halten den ganzen Verkehr auf!“ wird ersichtlich, dass manche Vorurteile gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung unter anderem deswegen entstehen, da die Politik es nicht geschafft hat, einen barrierefreien Zugang für alle zu ermöglichen, wie etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln. In diesem Zuge bietet es sich ergänzend im Politikunterricht an, die UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2006 und ihre Inhalte zur Gestaltung einer barrierefreien Umwelt zu behandeln.
Auch der heutige Umgang mit Israel wird in den diskriminierenden Äußerungen zum Antisemitismus aufgegriffen („Israel hat kein Recht, zu existieren!“) und eignet sich beispielsweise für die Thematisierung des Nahostkonfliktes im Politikunterricht.
Die Äußerungen aus den Themenbereichen Antisemitismus und Antiziganismus können zudem im Geschichtsunterricht aufgegriffen und als Anlass für eigene Recherchen der Schüler*innen genutzt werden. Ausgehend von Aussagen wie „Die Juden kontrollieren die Welt!“ oder „Sinti und Roma leben ohne Sorgen und unbeschwert in den Tag hinein…“ können die Schüler*innen recherchieren, welchen Ursprung diese Vorurteile haben, um die historische Entwicklung des Antisemitismus und des Antiziganismus, sowohl in Deutschland als auch weltweit, nachzuvollziehen.
Fächerübergreifend kann der souveräne Umgang mit diskriminierenden Aussagen mit der App trainiert werden. Da die Schüler*innen nur 40 Sekunden Zeit haben, um die plakativen Äußerungen sowie die angebotenen Antwortmöglichkeiten zu lesen und sich für eine Antwort zu entscheiden, ist die App sehr praxisnah aufgebaut. Zudem wird die jeweilige Reaktion der anderen Person an die eigene Antwort angepasst: Ist die Antwort eher provokant, kann die Situation eskalieren und die Spieler*innen werden beschimpft, eine ruhige und sachliche Antwort wirkt deeskalierend. Ausgehend von diesen Reaktionen lernen die Schüler*innen einen souveränen, deeskalierenden Umgang mit Stammtischparolen, indem sie diese durch sachliche Aussagen widerlegen.