Death and Taxes


- Publisher: Placeholder Gameworks
- Veröffentlichungsjahr: 2020
- Plattform: Windows, Linux, PlayStation, Xbox, Switch, Android
- Altersfreigabe: USK 12
- Geeignet für: Ab Klasse 9
- Fachbezug: Englisch: Schwerpunkt Argumentieren, Anschlusskommunikation; Religion
Eigentlich sollte das ganz einfach sein: Täglich sitzen die frisch gebackenen Reaper am Schreibtisch und müssen Papierkram nach den Wünschen ihres Schöpfers und Vorgesetzten abarbeiten, der – wie könnte es anders sein – auf den Namen Fate (engl. „Schicksal“) hört. Per Stempel entscheiden sie, welche der ihnen in den aktuellen Dokumenten vorgestellten Personen den jeweiligen Arbeitstag überleben oder auf oft tragische Weise zu(m) Tode kommen. Notwendigerweise, wie Fate immer wieder betont. Aufgepasst, bloß keine Fehler machen! Bei jeder Aufgabe gibt eine Notiz an, wie viele Neuankömmlinge im Reich der Toten erwartet werden – nicht mehr und nicht weniger, ansonsten geht es für die Reaper ohne Lohn ins Bett. Und dann wären da noch die an manchen Tagen vermerkten Sonderregeln, nach denen die Anwärter*innen für das Jenseits etwa nach Altersgruppe oder Beruf gewählt werden müssen… Doch ist es wirklich immer die richtige Entscheidung, sich an die teils wenig einleuchtenden Regeln zu halten? |
Death and Taxes bietet einen niedrigschwelligen Ansatz zur Förderung von Kommunikations- und Argumentationsfähigkeiten im Englischunterricht, da es durch seine makabere Prämisse und seine vielfältigen Szenarien insbesondere bei der geteilten Rezeption in Kleingruppen dazu anregt, sich über die zu treffenden Entscheidungen auszutauschen.
Nach einer kurzen Exposition im Stil eines Comics werden die Spielenden als Handlanger*innen des personifizierten Schicksals in aufeinanderfolgenden Runden (jede davon entspricht einem Arbeitstag) dazu eingesetzt, über Leben und Sterben jeweils mehrerer Personen zu entscheiden. An jedem Tag müssen sie auf den Dokumenten einer genau festgelegten Anzahl an Menschen unterschiedlichsten Alters und Hintergrunds einen Stempel zum „Sterben“ aufdrücken – nur dann werden sie für ihre Arbeit gelobt und bezahlt. Setzen sie sich über ihren Vorgesetzten hinweg und entscheiden sich, entgegen den Anweisungen mehr Menschen als beauftragt zu töten oder zu verschonen, bleiben Lob und Lohn aus – und nach zwei Verstößen wird ihre Reaper-Karriere kurzerhand beendet. Durch einen Nachrichtendienst erfahren sie am nächsten Tag, welche Veränderungen die von ihnen verschonten Menschen in der Welt der Lebendigen bewirken; das Ableben der zum Sterben markierten Personen wird zugleich nicht visuell dargestellt, sondern allenfalls schriftlich in den Nachrichten kommuniziert, die die Spielenden auf einem eigenen Smartphone nachlesen können.
In dieser Kontinuität aus Entscheidungen und deren Konsequenzen sind die Spielenden damit konfrontiert, dass es in Death and Taxes selten einleuchtende Kriterien für ihre Auswahl gibt. So kann es vorkommen, dass sie an einem Arbeitstag z. B. drei „Todesstempel“ verteilen müssen, dabei aber fünf potenziellen Klient*innen zur Auswahl stehen, die sich nicht etwa in „gut“ und „böse“ einteilen lassen, sondern sich lediglich durch ihre individuellen Wünsche und Vorlieben unterscheiden. Wird das Spiel in Partner*innenarbeit oder Kleingruppen rezipiert, bietet der Spielkontext so anhand der kurzen und i. d. R. leicht verständlichen englischsprachigen Beschreibungen ständig neue Diskussionsgrundlagen zu niedrigschwelligen Einigungsprozessen. In den uneindeutigen Entscheidungssituationen können so argumentative Kompetenzen von Schüler*innen gefördert werden. Dabei scheut das Spiel auch nicht davor zurück, den Aushandlungsprozess hin und wieder ad absurdum zu führen. So werden auch unkonventionelle Argumentationswege motiviert, wenn etwa Dokumente mit Pflanzenarten statt Menschen auf dem Schreibtisch der Spielenden landen – wie entscheidet man nun, ob ein Grashalm oder eine fleischfressende Pflanze überleben soll?
Eine besondere Eigenschaft des Spiels ist dabei, dass kein Spieldurchlauf dem anderen gleicht: Bis auf wenige vorprogrammierte Ausnahmen ist jedes Profil auf den Dokumenten, die gestempelt werden müssen, hinsichtlich der Personeneigenschaften zufällig zusammengestellt, sodass sich ganz unterschiedliche Konstellationen ergeben können. Sowohl zwischen Kleingruppen als auch zwischen mehreren Durchläufen des Spiels können also signifikante Unterschiede darin bestehen, wie jeweils argumentiert werden muss.
Schließlich bietet Death and Taxes auch für den Religionsunterricht durch seine humorvolle Darstellungsweise einen entdramatisierten Zugang zu den Themen Tod, Zufall und Schicksal. Ausgehend von der häufig nicht eindeutig zu rechtfertigende Aufteilung vieler der beschlossenen Tode lässt sich in diesem Themenbereich ausgehend von den Entscheidungssituationen gemeinsam diskutieren: Können wir annehmen, dass hinter ungerechtfertigt wirkenden Todesfällen in der Realität eine höhere Entscheidungsgewalt steht, wie sie im Spiel in der Gestalt von Fate dargestellt und durch uns selbst wirksam gemacht wird? Gehört es von Natur aus zum Leben dazu, dass der Tod oft solche Menschen ereilt, die sich nichts zuschulden kommen lassen? Glauben wir an ein (gottgegebenes) Schicksal, das über unser Leben bestimmt? Ein konkreter Gottesbezug wird dabei von dem Spiel nicht hergestellt und kann entsprechend flexibel im Klassengespräch konstruiert werden.