Suzerain
- Publisher: Torpor Games
- Veröffentlichungsjahr: 2020
- Plattform: Windows, MacOS, Switch, iOS, Android
- Altersfreigabe: USK 12
- Geeignet für: Ab Klasse 10
- Fachbezug: Politik, Gemeinschaftskunde, Geschichte, Englisch
Es ist das Jahr 1954: Nach Jahrzehnten der Diktatur und einem verheerenden Bürgerkrieg befindet sich die fiktionale Nation Sordland sowohl innenpolitisch als auch international in einer unsicheren und angespannten Situation. Nun liegt es in der Hand des erstmals demokratisch gewählten Präsidenten Anton Rayne, die politischen Wogen zu glätten und Sordland in eine bessere Zukunft zu führen. Doch wem kann er trauen, wer möchte seinen politischen Einfluss lediglich für die eigenen Zwecke gewinnen? Welche Entscheidungen lassen Sordland langfristig gedeihen, welche Wege gilt es zu meiden? Und wie wirkt sich die anspruchsvolle Aufgabe des Präsidenten auf dessen Privat- und Familienleben aus?
In dem textbasierten Simulations-Rollenspiel Suzerain übernehmen Spieler*innen die Aufgaben des Präsidenten einer angeschlagenen Nation. Zunächst bestimmen sie dessen persönlichen Werdegang in seiner Jugend und seine politische Grundausrichtung zu Beginn seiner Präsidentschaft und müssen anschließend in seiner Rolle alle wichtigen Entscheidungen zur Verwaltung des ihm anvertrauten Landes treffen. Dabei haben sie weitreichende Entscheidungsfreiheit in Bezug auf internationale Allianzen, die innenpolitische Entwicklung der Nation und auch die Familie des Präsidenten. Somit wird schnell klar: Ein Land zu regieren, ist alles andere als einfach!
Suzerain eignet sich als komplexe Politik-Simulation vor allem zum Einsatz im Politik- und Gemeinschaftskundeunterricht mit leistungsstarken Schüler*innen ab Klassenstufe 10, aber auch im Englischunterricht der Oberstufe.
Das zentrale Potenzial des Spiels liegt darin, im Politik- oder Gemeinschaftskundeunterricht die Ausgestaltung und Verwaltung demokratischer Regierungssysteme auf interaktive Art und Weise erfahrbar zu machen.
Zu Beginn des Spiels befindet sich Sordland in einer wirtschaftlich und innenpolitisch unsicheren Situation, der die Entscheidungen der Spieler*innen Rechnung tragen müssen. Sie können etwa bestimmen, auf welchen der zur Auswahl stehenden Themenkomplexe – Bildung, Verteidigung, Recht & Ordnung oder Gesundheit – ihre Regierung in der jeweiligen Wahlperiode ihren Schwerpunkt setzt und an welchen politischen Partner*innen sie sich tendenziell orientieren. Darüber hinaus können Wirkmechanismen wie eine eher kapitalistische oder kommunistische Ausrichtung des Wirtschaftssystems experimentell untersucht werden: Planwirtschaft und Marktwirtschaft stellen etwa alternative Handlungsvarianten dar, die sich unterschiedlich auf die anfangs angeschlagene Wirtschaft Sordlands auswirken können.
Diese Entscheidungen auf Verwaltungsebene gehen zugleich einher mit solchen auf diplomatischer und teils auch persönlicher Ebene. Im Verlauf seiner Karriere spielt für Rayne wiederholt eine Rolle, wie er seine anspruchsvolle und zeitaufwändige Tätigkeit mit seinem Familienleben vereinbart und welche Priorität er der Familie bzw. der Politik einräumt. Investiert er etwa viel Zeit, um sich in der Politik zu behaupten, stößt dies bei seiner Frau Monica auf Unmut. Entscheidet er sich hingegen für mehr Zeit mit ihr und den gemeinsamen Kindern, leidet darunter womöglich die Umsetzung seiner politischen Ziele. Die Spieler*innen müssen in seiner Rolle zudem die Interessen unterschiedlicher politischer und wirtschaftlicher Gruppen wie den Regierungen anderer fiktionaler Länder sowie nationalen Bergbau- oder Bauunternehmen berücksichtigen. Im Gespräch mit Raynes Berater*innen und anderen Beteiligten müssen die Spielenden dann abwägen, welche Handlungsoption den bestmöglichen Kompromiss darstellt.
Bei diesen Gesprächen spielt nicht zuletzt auch eine Rolle, welche soziodemographischen Hintergründe die Spieler*innen für Anton Rayne zu Anfang des Spiels ausgewählt haben: Ist er als mittelständischer Jurastudent in die Politik eingestiegen, eröffnen sich ihm in Dialogen andere Optionen und Reaktionen, als es ihm als Kind der Oberschicht mit Medizinstudium möglich ist. So bietet das Spiel zahlreiche Diskussionsanlässe, da die spezifischen Gegebenheiten in den individuellen Spieldurchläufen zu unterschiedlichen Verläufen der Geschichte Sordlands führen können. Das Spiel verdeutlicht so anschaulich, wie schon einzelne Entscheidungen im politischen Weltgeschehen weitreichende Auswirkungen auf internationale Konstellationen haben können – die Möglichkeiten im politischen Geschehen von Suzerain sind vielfältig!
Da die Texte im Spiel lediglich in englischer Sprache verfügbar sind, sind fortgeschrittene Englischkenntnisse eine wesentliche Voraussetzung zur Rezeption des Spiels. Im Englischunterricht kann entsprechend – v. a. in Leistungskursen – der Wortschatz mit Bezug zu politischen Kontexten sowie das Textverstehen auf hohem Niveau ausgebaut werden. Beim Spielen wenden die Schüler*innen kontinuierlich Kompetenzen literarischen Verstehens an, indem sie die zahlreichen Dialoge unterschiedlicher Figuren nachvollziehen und handlungslogisch einordnen müssen, durch die häufige Auswahl von Dialogoptionen aber auch aktiv mitgestalten können. So entscheiden sie etwa zwischen verschiedenen Verhandlungsstrategien mit Unternehmen oder überreden Minister*innen zur Zusammenarbeit mit einer bestimmten Nation. Ein adäquates Verständnis der Figurenmotivationen ist dabei ebenso wichtig wie diplomatisches Geschick und die Kompetenz, die zu erwartenden handlungslogischen Konsequenzen zu antizipieren – auch im Sprachunterricht können mit dem Spiel somit vielfältige Kompetenzen erworben und ausgebaut werden.
Hinweis: Zu erwähnen ist, dass Suzerain ein männlich dominiertes politisches Umfeld entwirft. Frauen betreiben zwar Politik und haben u. a. auch Ministerinnenposten inne, allerdings sind nationale Führungspositionen bis auf wenige Ausnahmen männlich besetzt und insgesamt überwiegt der Anteil männlicher Politiker. Dieser Umstand kann ausgehend von der Inspiration des Spielsettings durch die realweltlichen 1920er bis 1950er Jahre kritisch reflektiert und davon ausgehend politische und gesellschaftliche Entwicklungen der realweltlichen Politik in internationalen demokratischen Systemen untersucht werden.