Unionslabor
- Publisher: planpolitik
- Veröffentlichungsjahr: 2020
- Plattform: Browserspiel
- Link: http://www.unionslabor.de
- Geeignet für: Klasse 8-10
- Fachbezug: Gemeinschaftskunde, Politik
Ist die EU ein undemokratisches Bürokratiemonster, das mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringt? Kritiker*innen der EU klagen häufig über fehlende Bürger*innennähe und Demokratiedefizite. Selbst könnte man das natürlich besser! Ob das stimmt, können Schüler*innen in diesem digitalen Planspiel selbst erfahren, indem sie sich plötzlich in der Rolle als eines von fünf Staatsoberhäuptern wiederfinden und an mehreren EU-Gipfeln teilnehmen. Dort lernen sie, was es heißt, bei schwierigen politischen Fragen zu Klima, Wirtschaft und Gesellschaft einen gemeinsamen Nenner zu finden. Im Unionslabor erfahren die Schüler*innen, wie vielschichtig die Entscheidungsprozesse in einem Staatenbund sind und wie internationale Gesetze verschiedene Politikfelder wie Wirtschaft und Umwelt beeinflussen. Als Staatsoberhäupter je eines EU-Landes müssen sie mit anderen Regierungen verhandeln und gemeinsame Regeln erarbeiten. Doch nicht immer sind alle politischen Akteur*innen mit den Ergebnissen zufrieden. Wie lassen sich internationale Abkommen gestalten, die in komplexen Bereichen wie Wirtschafts-, Sozial- und Klimapolitik einen gemeinsamen Weg aufzeigen? Und werden die Schüler*innen es schaffen, sich untereinander so abzusprechen, dass die Zusammenarbeit zu sinnvollen Gesetzen führt? |
Das Unionslabor eignet sich für den Einsatz ab Klassenstufe 8, um die EU zu thematisieren und demokratische Prozesse erfahrbar zu machen.
Das Spiel wird in Gruppen zu je fünf Spieler*innen gespielt, wozu jede Person ein eigenes Endgerät benötigt. Zu Beginn entscheidet sich jede*r Spieler*in durch die Beantwortung mehrerer Fragen im Wahl-o-Mat-Stil (z. B. „Soll ein neuer Flughafen gebaut werden?“) für ein individuelles politisches Profil, das beispielsweise stärker umweltorientiert oder wirtschaftlich geprägt ist. Anschließend werden die Spieler*innen zufällig den EU-Mitgliedstaaten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien oder Niederlande zugeordnet. In der ersten Spielrunde werden nun Gesetze im jeweils eigenen Land erlassen, die sich auf die Bereiche „Wirtschaft“, „Zufriedenheit“ und „Umwelt“ auswirken. Nun beginnt der Aushandlungsprozess: In vier weiteren Spielrunden nehmen die Schüler*innen an EU-Gipfeltreffen teil und verhandeln dort ihre Positionen. Der Spielerfolg der*des einzelnen Spielers/Spielerin wird in Punkten angegeben und misst sich daran, wie sehr die gemeinsam beschlossenen Regeln dem eigenen politischen Profil entsprechen. Pro Runde übernimmt ein Land die Leitung und nur dann kann es Gesetze zur Abstimmung vorschlagen; die Gesetze betreffen jedoch stets alle Mitglieder und müssen einstimmig beschlossen werden. Nur Gesetze, die die Entscheidungsregeln – also beispielsweise die Abschaffung des Vetorechts – selbst betreffen, sind auch mit relativer Mehrheit änderbar.
Das Spiel erläutert anhand der verschiedenen Spielmechaniken viele wichtige Merkmale der EU: Durch die erste Spielrunde, die die nationale Ebene betrifft und die daran anschließenden Runden, die sich auf die gesamte EU auswirken, kann etwa das Mehrebenensystem des Staatenbundes untersucht werden. Die verschiedenen Gipfel, bei denen jeweils andere Aspekte verhandelt werden, machen die Wandlungsfähigkeit der EU sichtbar. Durch die Auswirkungen der Gesetze auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt werden die zentralen Politikfelder der Union akzentuiert. Belastungen des Systems können durch die auftretenden Meinungsverschiedenheiten der Spieler*innen veranschaulicht werden. So wird insgesamt ein breites Wissen über die EU vermittelt.
Darüber hinaus stärkt die Simulation die Handlungskompetenz der Schüler*innen durch den wiederholten Aushandlungsprozess von EU-Gesetzen und den Perspektivwechsel von Bürger*innen zu Staatsoberhäuptern. Auch ihre Urteilskompetenz wird gefördert, indem die Schüler*innen die zur Abstimmung stehenden Gesetze nach deren Kompatibilität mit ihrem eigenen politischen Profil beurteilen müssen. Kriterien hierfür sind im Rahmen des Spiels beispielsweise Wirtschaftlichkeit oder Nachhaltigkeit.
Am Ende der Simulation wird der Spielverlauf anhand einiger Statistiken wie z. B. hinsichtlich der Anzahl erlassener Gesetze zusammengefasst. Das lässt sich als Anlass nutzen, um das Spielgeschehen und die Aushandlungsprozesse zu reflektieren, was auch zur nötigen Rollendistanzierung beiträgt. Passend dazu und zum gesamten Spiel sind Unterrichtsmaterialien unter https://www.unionslabor.de/pdf/unionslabor/Unionslabor-AlleUnterrichtsmaterialien.pdf verfügbar.
Das Planspiel ist mit den Phasen Durchführung, Auswertung, Realitätsabgleich und Einordnung auf 90 Minuten ausgelegt. Interessierte Lehrkräfte können sich zunächst auch durch ein 10-minütiges Testspiel ein Bild von diesem digitalen Planspiel machen.