Dordogne
- Publisher: Un Je Ne Sais Quoi & Umanimation
- Veröffentlichungsjahr: 2023
- Plattform: Switch, Xbox, PlayStation, Windows
- Altersfreigabe: Keine Einstufung
- Geeignet für: Klasse 3-6
- Fachbezug: Deutsch (Literaturunterricht), interdisziplinäre Anschlussmöglichkeiten an: Sachunterricht, Musik, Kunst, Religion, Französisch
Eine junge Frau, die auf der Suche nach ihren Erinnerungen ihre Vergangenheit neu kennenlernt; Erinnerungen daran, wie sie als kleines Mädchen einen Sommer voller Abenteuer bei ihrer Großmutter verbrachte – das Spiel Dordogne entführt große und kleine Spieler*innen in eine bunte Wasserfarbenwelt und bringt sie mitten in das Leben von Mimi.
Das Spiel beginnt mit der erwachsenen Mimi, die die Dordogne – ein Gebiet in Westfrankreich – aus einem traurigen Anlass besucht: Mimis Großmutter Nora ist verstorben und hat Mimi in ihrem Haus eine Kiste voller Erinnerungsstücke hinterlassen, die Mimi nun zu finden versucht. Dabei ist sie jedoch nicht nur auf der Suche nach Noras Vermächtnis, sondern auch nach ihren eigenen Erinnerungen, denn: Obwohl Mimi in ihrer Kindheit des Öfteren ihre Großeltern besuchte und im Alter von zwölf Jahren auch einen ganzen Sommer bei Nora verbracht hat, kann sie sich nicht mehr an ihre Erlebnisse in der Dordogne und am gleichnamigen Fluss erinnern…
Im Haus angekommen, stößt Mimi jedoch auf zahlreiche Gegenstände, die nach und nach ihr Gedächtnis zurückkehren lassen, sodass Mimi gemeinsam mit den Spielenden ihre Erinnerungen an ihr zwölfjähriges Ich und ihren Sommer in der Dordogne nacherleben kann. Mit jedem Erinnerungsstück kommt Mimi dem Geheimnis um ihren abenteuerlichen Sommer näher und erfährt, warum ihre Eltern ab diesem Zeitpunkt den Kontakt zu Nora abgebrochen und Mimi nie wieder zu ihren Großeltern gelassen haben: Sie wäre als Kind während eines Unwetters beinahe ertrunken.
Dordogne eignet sich aufgrund seiner narrativen Struktur insbesondere für den Erwerb, Auf- und Ausbau grundlegender literarischer Verstehensprozesse im Deutschunterricht der Primarstufe, bietet aber darüber hinaus auch zahlreiche interdisziplinäre Ansatzpunkte zur Weiterarbeit in den Fächern Kunst, Musik, Religion, Französisch sowie dem Sachunterricht.
Für den Deutschunterricht eignet sich das knapp drei Stunden umfassende Dordogne vor allem wegen der im Spiel erzählten Geschichte. Die Spielenden erleben aus der Perspektive von Mimi ihr Leben zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten. So schlüpfen sie einerseits phasenweise in die Rolle der erwachsenen Mimi, die auf der Suche nach der Erinnerungskiste ihrer Großmutter das Haus auf den Kopf stellt; dazu erleben sie in Flashbackerzählungen den Sommer der zwölfjährigen Mimi in der Dordogne mit. Während die Erlebnisse der jungen Frau die Rahmenhandlung darstellen, nehmen ihre Erlebnisse im Kindesalter deutlich mehr Raum im Spiel ein, sodass vor allem die Handlungszusammenhänge in der Geschichte der kindlichen Protagonistin im Mittelpunkt stehen. Diese narrative Doppelstruktur bietet sich u.a. für den Ausbau des kindlichen Handlungsverstehens in der Primarstufe an. Zum einen können vor allem Mimis Erlebnisse zur Handlungsidentifikation rekapituliert und erste Zusammenhänge hergestellt werden; zum anderen ist es zur weiterführenden Handlungsanalyse möglich, Informationen aus dem kindlichen und erwachsenen Erzählstrang miteinander zu kombinieren, um das Rätsel um die fehlenden Erinnerungen Mimis zu lösen. Das Spiel bietet hierzu vielfältige Reflexionsanlässe, da sich die literarischen Handlungsräume unabhängig von der Zeitlinie ähneln, sich einzelne Elemente jedoch unterscheiden oder aber aufeinander verweisen: So findet sich beispielsweise Mimis Lieblingstasse in beiden Erzählsträngen in Noras Küche, wenngleich die erwachsene Mimi ihren Tee aus einer deutlich abgenutzteren Version trinkt; der Bonsaibaum im Badezimmer ist während Mimis Kindheitsabenteuern – ähnlich wie die Küchenkräuter im Garten – nur wenige Zentimeter hoch, während sich die erwachsene Mimi in einem überwucherten Garten wiederfindet und einem recht groß gewachsenen Bonsai gegenübersieht. Eben jene Elemente lassen sich nutzen, um handlungslogische Verbindungslinien zu ziehen und eine Orientierung hinsichtlich der literarischen Kategorien Zeit und Raum zu ermöglichen.
Zusätzlich bietet sich Dordogne auch zur Reflexion und Abstraktion von handlungslogischen Einheiten an. Mimi verfasst im Anschluss an jedes der acht Spielkapitel eine Seite in ihrem Erinnerungstagebuch, das sie als Kind von Nora geschenkt bekommen hat. Hierin hält sie ihre Erlebnisse fest, klebt im Spiel gemachte Fotos ein, verwendet zu den Szenen der Kapitel passende Worte, um kurze lyrische Texte – zumeist im Umfang von drei Zeilen – zu verfassen und mit Stickern zu versehen. Sowohl die Wörter als auch die Sticker können in den jeweiligen Kapiteln gefunden werden, sodass Lernende die in ihrem Spieldurchlauf gefundenen Worte und Gegenstände für eigene Zusammenfassungen nutzen können – ganz genau wie Mimi. Durch die lyrische Gestaltung der Zusammenfassungen bieten sich ergänzend Reflexionsprozesse über die Verwendung sprachlicher Mittel an.