Wirbelstürme, Überschwemmungen, unerträgliche Dürren – der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten; er macht die Erde unbewohnbar, Ressourcen werden knapp, die Menschheit steht kurz vor der Auslöschung. Was in der heutigen Zeit schon schmerzhaft vertraut klingt, beschreibt den Inhalt des bereits 2010 veröffentlichten deutschen Point-and-Click-Adventures A New Beginning schon ganz gut.

In einer nicht näher bestimmten Zukunft droht dem letzten Rest der Menschheit die klimabedingte Auslöschung. Eine kleine Forscher*innengruppe beschließt daher, in die Vergangenheit zu reisen und den Klimawandel noch in den Kinderschuhen aufzuhalten. Durch einen Berechnungsfehler landen sie jedoch nur im Jahr 2050; die Welt ist bereits im Chaos versunken; fast das ganze Team kommt beim Versuch, Daten aus diesem Jahr zu sammeln, ums Leben. Die beiden überlebenden Forschenden – Funkerin Fay und ihr Kollege Salvador – finden jedoch einen Zeitungsartikel über den Wissenschaftler Bent Svensson, der bereits im frühen 21. Jahrhundert an Methoden alternativer Energiegewinnung gearbeitet hat. Sie beschließen daher, noch weiter in die Vergangenheit zu reisen und Bent zu finden, um die Menschheit vielleicht doch noch zu retten. Dort angekommen merkt Fay jedoch schnell, dass dies nicht so leicht wird, wie erhofft, denn Bent befindet sich bereits im Ruhestand und hält nach seiner gescheiterten Karriere nicht viel von Fays Plan. Doch als dann ein Atomkraftwerk im südamerikanischen Regenwald zu explodieren droht und damit die unumkehrbare Phase des Klimawandels einleitet, erkennt auch Bent: Es ist Zeit zu handeln!

A New Beginning bietet als narratives Computerspiel die Einsatzmöglichkeit als literarisches Ganzwerk im Deutschunterricht der Sekundarstufe I.

Ähnlich wie bei einer Buchlektüre besteht die Möglichkeit, literarisches Verstehen auszuprägen, indem die Schüler*innen gemeinsam oder auch selbstständig das fünfaktige Spiel entdecken und dabei die Geschichte von Bent und Fay miterleben. Das Spiel zeichnet sich dabei insbesondere durch seine dramaturgische Handlungsstruktur aus, die einem klassischen, fünfaktigen Drama gleicht und damit zahlreiche Anknüpfungspunkte an bisherige dramaturgische Erfahrungen der Lernenden bietet. Die Schüler*innen können damit entweder selbst die Struktur erarbeiten und damit ihr Verständnis von handlungslogischen Zusammenhängen ausprägen, oder aber bereits erworbenes Wissen und Können anwenden, um die Geschichte weiter zu spinnen. Besonderes Potenzial bietet dabei auch die comichafte Gestaltung handlungstragender Sequenzen, in welchen zentrale Handlungsepisoden in Präsentationsphasen für die Schüler*innen nochmal zusammengefasst werden oder sich Ereignisse zuspitzen.

Darüber hinaus ermöglicht die Figurendarstellung in A New Beginning den Erwerb grundlegender Fähigkeiten im Bereich des Figurenverstehens: Die Eigenschaften und Beweggründe der Figuren sind klar markiert oder können von den Spielenden im Laufe des Spiels selbst herausgefunden werden. So stehen sie zum Beispiel zunächst vor dem Rätsel, warum Bent Fay und den Menschen der Zukunft nicht helfen will, erfahren jedoch von Kapitel zu Kapitel mehr über seine Hintergründe. Dazu stehen sich die Ansichten der Figuren des Öfteren gegenüber, sodass die Spielenden durch ihre eigenen Interaktionen die Diskussionen zwischen Fay und Bent führen und dabei beide Positionen langsam besser nachvollziehen können.

Unterstützt wird der literarische Lernprozess dabei durch die vom Spiel gewählte Thematik des Klimawandels, die – ähnlich einem Future-Thriller, inhaltlich aufklärt, aber auch narrativ in den Bann zieht.