Wie kann das zusammenhängen?

Die Händlerin Tressa kommt unerwartet in den Besitz eines geheimnisvollen Buches, das sie zu einer abenteuerlichen Reise in die weite Welt bewegt. Der Apotheker Alfyn entschließt sich schweren Herzens, sein Dorf und seinen Mentor hinter sich zu lassen, um nach vielen Jahren der Lehre auf eigenen Beinen zu stehen. Und Ophilia, die Adoptivtochter eines Bischofs, übernimmt anstelle ihrer Adoptivschwester die Pflicht einer beschwerlichen Reise, um ein heiliges Ritual zu vollziehen…

Dies ist lediglich der Beginn von drei der insgesamt acht unterschiedlichen und ereignisreichen Geschichten, die die Spieler*innen in Octopath Traveler interaktiv erleben. Dabei steuern sie je eine der acht zentralen Figuren auf ihrem Weg durch den fantastischen und geheimnisvollen Kontinent Orsterra. Die Erlebnisse der Protagonist*innen führen sie an fremde und entlegene Orte, wobei sie sich an bestimmten Punkten in ihrer jeweiligen Geschichte begegnen und einander anschließen. Das Spiel erzählt somit sowohl eine gemeinsame übergreifende Geschichte als auch mehrere einzelne. Nacheinander können Spieler*innen die Geschichten aller acht Figuren in beliebiger Reihenfolge erleben und so einen immer tieferen Einblick in die fiktive Welt gewinnen. Dabei nehmen sie Einfluss auf die Interaktionen der jeweiligen Figur mit anderen Bewohner*innen der fiktiven Welt. Zudem treffen sie taktische Entscheidungen in den rundenbasierten Kämpfen, die die Figuren auf ihren Reisen bestreiten müssen.

Durch seine unterschiedlichen, miteinander verbundenen Handlungsstränge eignet sich Octopath Traveler in besonderer Weise für Lernprozesse im Literaturunterricht – insbesondere  für das literarische Figuren- und Handlungsverstehen sowie zur Förderung der Anschlusskommunikation der Schüler*innen.

Octopath Traveler vermittelt im Verlauf des Spiels eine Geschichte, anhand der in besonderer Weise das Figurenverstehen und das Nachvollziehen der Handlungslogik ausgebaut werden können. Wer beispielsweise ab Spielbeginn zunächst die Geschichte der Tänzerin Primrose mitverfolgt, die ihre adelige Herkunft geheim halten muss, lernt zunächst sie, ihre Weltsicht und ihre Motivationen kennen. Wird dieses Wissen jedoch um die Perspektive und Geschichte einer weiteren Figur ergänzt, etwa die des von Selbstzweifeln geplagten ehemaligen Ritters Olberic, muss das zuvor angenommene Konzept der fiktiven Welt erweitert und womöglich angepasst werden. Je mehr individuelle Handlungsstränge die Spieler*innen begleiten, desto mehr erweitern sich die Potenziale etwa zum Vergleich der Figuren, ihrer Sichtweisen auf die Welt und ihrer Motivationen. Dies kommt insbesondere in den direkten Dialogen zwischen den einzelnen Protagonist*innen zum Tragen, die geteilte sowie unterschiedliche Ansichten und Perspektiven besonders deutlich zum Vorschein treten lassen.

Da sich Spielende zu Beginn des Spielverlaufs für eine*n der acht Protagonist*innen entscheiden müssen, lernt jede*r von ihnen andere Aspekte, Eigenheiten und Bereiche der fiktiven Welt aus der Perspektive der jeweils gewählten Figur kennen. Dadurch bietet Octopath Traveler Anknüpfungspunkte für anschlusskommunikative Prozesse seitens der Schüler*innen, etwa im Austausch über die rezipierten Geschichten der verschiedenen Figuren und die unterschiedlichen Sichtweisen und Einblicke in die fiktive Welt. Zusätzlich können die Schüler*innen sich auch in den rundenbasierten und äußerst taktischen Kämpfen, die einen Teil des Spielgeschehens ausmachen, strategisch untereinander absprechen und auch dadurch ihre Fähigkeiten zu Kommunikation und Kooperation ausbauen.