- Entwicklerstudio: The Fullbright Company
- Veröffentlichungsjahr: 2013
- Plattform: Windows, Linux, iOS, macOS, Switch, Play Station, Xbox
- Altersfreigabe: USK 6, PEGI 16
- Geeignet für: Ab Klasse 8
- Fachbezug: Englisch
Lust auf eine Erkundungstour durch eine verwinkelte Villa voller alter Geschichten, Geheimnisse und der Liebesgeschichte einer missverstandenen Teenagerin auf der Suche nach sich selbst? Dann tritt ein – in die Masan Mansion.
Nach ihrem Auslandsjahr in Europa kehrt die 21-jährige Katie zurück zu ihrer Familie nach Oregon. Ihre Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihren Eltern, und ganz besonders mit ihrer kleinen Schwester Sam, nimmt jedoch eine schlagartige Wendung, als sie in dem neuen Zuhause der Familie ankommt und es verlassen und voller Umzugskartons vorfindet. In einem Brief von Sam findet sie einen ersten Hinweis darauf, dass ihre 17-jährige Schwester verschwunden ist, um nicht von ihren Eltern gefunden zu werden und so beginnen die Spielenden, in der Rolle von Katie, Zimmer für Zimmer immer mehr über die Ereignisse der vergangenen Monate im Leben ihrer Familie zu erfahren. In alten Mails, Briefen, Postkarten und Notizen jeglicher Art, sowie zahlreichen Tagebucheinträgen, welche ihre Schwester für sie hinterlassen hat, entdeckt sie all die Herausforderungen und Probleme, mit denen jedes einzelne Familienmitglied zu kämpfen hatte. Dabei erfährt sie neben Affären, beruflichem Scheitern und Kindheitstraumata der Eltern auch von der Geschichte einer wunderbaren Freundschaft zwischen ihrer Schwester und deren Mitschülerin Lonnie, die sich, zum Grauen der Eltern, mit der Zeit zu mehr als nur einer Freundschaft entwickelt hat. Hin und her gerissen zwischen der ständigen Konfrontation mit der Intoleranz der Eltern und Lonnies Fähigkeit, sie immer wieder aufs Neue zu begeistern, spitzen sich die Ereignisse der Vergangenheit in Sams Leben immer weiter zu und es droht sich ein tragisches Ende zwischen Sam und Lonnies Beziehung an. Doch was ist wirklich passiert? Welches letzte große Geheimnis verbirgt Sam an ihrem Lieblingsort oben auf dem Dachboden? Und wird Katie ihre Schwester irgendwann wieder sehen?
Mit der emotional aufwühlenden Geschichte aus dem Alltag einer ganz gewöhnlichen Teenagerin gestaltet sich Gone Home als ein spielerisch eher simples, literarisch aber hoch spannendes Spiel mit zahlreichen Anknüpfungspunkten an den englischsprachigen Literaturunterricht ab der 8. oder 9 Klasse.
Die Spielenden steuern darin, aus einer First-Person-Perspektive heraus, Katie durch das verlassene Haus ihrer Eltern und haben dabei eine Menge an Freiheiten, die einzelnen Zimmer zu durchsuchen und die einzelnen Puzzleteile der Geschichte zu finden. Ohne einen konkreten Weg vorgegeben zu bekommen, liefert das Spiel den Spielenden so immer wieder kleine Stückchen mehrerer Geschichten, welche sich alle im Laufe des Spiels zu einem großen Bild zusammensetzen und miteinander in Verbindung bringen lassen. Damit das auch gelingt, müssen auf der Ebene des narrativen Handlungsverstehens die einzelnen Hinweise in eine chronologisch richtige Reihenfolge gebracht und anschließend sinnhafte kausale Zusammenhänge zwischen diesen geknüpft werden.
Zusätzlich können anhand von Gone Home auch unterschiedliche Perspektiven literarischer Figuren analysiert und nachvollzogen werden. Denn je nach dem, in wessen Zimmer und Unterlagen man gerade wühlt, bekommt man die Sichtweise und Emotionen der jeweiligen Familienmitglieder zu den verschiedenen Geschehnissen mit. So können Spielende beispielsweise Verknüpfungen zwischen den Sorgen der Eltern über den negativen Einfluss von Lonnie auf die Schulleistungen ihrer Tochter und den, aus Sams Perspektive, ungerechtfertigten Restriktionen geknüpft werden, welche diese bezüglich dem Kontakt zu Lonnie auferlegt bekommt. Da sich durch die Freiheiten im Erkunden der Villa jeder Spieldurchlauf individuell gestaltet, ist zu beachten, dass jede*r Spieler*in einen anderen Weg geht und dadurch manche Hinweise und Teile der Geschichte übersehen werden können. Im literarischen Gespräch kann dies jedoch durch einen anschlusskommunikativen Austausch gut aufgefangen werden und dabei gleichzeitig Sinnbildungsprozesse zum Gespielten gefördert werden.
Gone Home beschäftigt sich thematisch mit den Themen Selbstfindung, Homosexualität, elterliche Konflikte und dem High-School-Alltag, welche alle anhand des Spiels besprochen, aufgegriffen und gegebenenfalls vertieft werden können. Dadurch bietet sich besonders ein Einsatz gegen Ende der Sekundarstufe I an. Sprachlich kann das Spiel, je nach Leistungsstärke der Lernenden, teilweise herausfordernd sein, motiviert aber durch seine fesselnde Geschichte und den authentischen und für Schüler*innen lebensweltnahen Kontext.
Da die Tagbucheinträge Sams stets von dieser selbst, wie von einer Stimme aus der Vergangenheit, vorgetragen werden, zeichnet sich die Erzählform der Geschichte durch eine Mischform von auditivem und visuellem Textinput aus. Somit kann das Sprachverstehen auf diesen beiden Ebenen gefördert werden. Alle Information, Hinweise und Einträge können beliebig oft angehört oder durchgelesen werden, wodurch ein Arbeiten im eigenen Tempo gut umsetzbar ist und die Zuhilfenahme von Übersetzungssoftware oder Wörterbüchern leicht eingebunden werden kann. Optional können auch Untertitel, sowohl in Englisch als auch in Deutsch, eingeschaltet werden, die Audioausgabe des Spiels ist allerdings ausschließlich auf Englisch verfügbar, weshalb das Spiel auch primär für einen Einsatz im englischsprachigen Literaturunterricht zu empfehlen ist.
Im Rahmen des Modellprojekt „Games machen Schule“ haben wir eine Unterrichtseinheit zu Gone Home entwickelt. Sie finden die entsprechenden Materialien hier.