Das Ilios Experiment
- Publisher: KIgA Games (in Kooperation mit Toleranz Räume und Playing History)
- Veröffentlichungsjahr: 2025
- Plattform: Android, iOS
- Geeignet für: Ab Klasse 7
- Fachbezug: Gesellschaftskunde/Politik, Ethik
- Weitere Ideen bei "Games im Unterricht" (LFK): https://games-im-unterricht.de/games/das-ilios-experiment
Herzlich willkommen in Ilios, der idealen Stadt der Zukunft im Als Neuankömmlinge erkunden Spielende die Stadt, schließen neue Bekanntschaften und lernen unterschiedliche politische Standpunkte der Bürger*innen von Ilios kennen. Dabei erfahren sie bald: Das wichtigste Instrument der Bürger*innen ist der „Tolerance Score“, der nach demokratischer Abstimmung eingeführt wurde und aktuell in der Pilotphase steckt. Dahinter verbirgt sich ein Punktesystem, das ihr Verhalten bewertet – wer besonders gemeinwohlorientierte Dinge tut, kann von anderen gelobt werden und so Toleranzpunkte sammeln, die für Gutscheine und kleine Vorteile eingetauscht werden können. Doch eines Tages wird eine zweite Phase des Experiments eingeführt, über die die Bürger*innen nicht abgestimmt haben. Von nun an ist es auch möglich, diejenigen zu melden, die sich nicht solidarisch verhalten, sodass sie dafür Punkte verlieren. Auf einmal dürfen Bürger*innen, die nicht genügend Punkte haben, die Brücke in einen anderen Teil der Stadt nicht mehr überqueren. Unmut macht sich breit, und schnell wächst der Widerstand. Welche Meinung vertreten die Spielenden – und wollen sie eine gemeinsame Lösung finden, die alle mit einbezieht? |
Das kostenlose Serious Game Das Ilios Experiment beschäftigt sich mit grundlegenden Aspekten gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Toleranz, Teilhabe und politischer Willensbildung. Daher eignet es sich ideal für den Gemeinschaftskunde- bzw. Politikunterricht sowie den Ethikunterricht der Sekundarstufe I ab Klasse 7. Mit einer Spielzeit von etwa zwei Schulstunden lässt sich das Game sinnvoll in den Verlauf einer kurzen Unterrichtsreihe integrieren. Im Gemeinschaftskunde- und Politikunterricht der frühen und mittleren Sekundarstufe I kann Das Ilios Experiment herangezogen werden, um demokratische Verfahren zu analysieren und Kompetenzen im Bereich der politischen Willensbildung zu fördern. Ein zentrales Spielelement ist der sogenannte „Tolerance Score”. Daneben lassen sich anhand der Zukunftsstadt Ilios auch Aspekte zivilgesellschaftlichen Engagements im Unterricht thematisieren, die zur Förderung von Beteiligungskompetenz beitragen. So werden im Spiel verschiedene Formen von Engagement und Protest dargestellt: Als Neuankömmlinge in Ilios werden die Spielenden der Berufsgruppe der „Citylooter“ zugeteilt. Diese sind dafür verantwortlich, die Stadt sauber zu halten und Müll zu recyclen, verstehen sich aber auch als politische Gruppe. Unter ihnen befinden sich zum Teil starke Gegner*innen des „Tolerance Scores“, die für ihren Protest sogar mit einem Hacker-Angriff die futuristischen Werbe-Hologramme der Stadt lahmlegen. Hieran lässt sich mit Schüler*innen überlegen: Welche Protestformen können sie ausmachen? Welche davon sind in der Realität erlaubt? Welche erachten sie für legitim – und warum? Gibt es bestimmte Situationen, die auch einen nicht-erlaubten Protest erfordern, und welche Grenzen sollte es geben?
Grundsätzlich lässt sich dabei der gesellschaftliche Wert von Toleranz erörtern. Hierfür bezieht sich das Spiel konkret auf das Konzept der vier Dimensionen der Toleranz nach Rainer Forst (2003): Erlaubnistoleranz, Koexistenztoleranz, Respekttoleranz und Wertetoleranz. Sämtliche Dialogentscheidungen der Spieler*innen werden den verschiedenen Dimensionen zugeordnet und über den Spielverlauf hinweg gespeichert. Im Minicomputer „S. I. D.“ („Smart Information Device“), den die Spielenden als neue Bürger*innen von Ilios erhalten, können sie die Auswertung jederzeit in einem Diagramm ansehen. Das Konzept der vier Dimensionen kann mit den Schüler*innen dabei als Fachwissen erarbeitet werden, zudem kann der ihnen zugesprochene Wert für ein gesellschaftliches Zusammenleben reflektiert werden: Ist ein gutes Miteinander notwendigerweise hierarchisch strukturiert? Reicht es aus, andere Meinungen lediglich zu dulden – oder beginnt echte Toleranz erst mit ihrer aktiven Wertschätzung? Zahlreiche Anregungen und Materialien zur Einbettung von Das Ilios Experiment in den Unterricht finden sich auch im kostenlosen Begleitmaterial für Lehrkräfte. |


Jahr 2037! Hier ist für alles gesorgt: Jede*r Bürger*in bekommt eine Wohnung, eine Arbeit und genügend zu essen. Auf ein wertschätzendes Zusammenleben legen die Bürgermeisterin und die Bewohner*innen besonderen Wert, denn alle sollen gleichberechtigt sein und fair miteinander umgehen. Platz für Ausgrenzung, Diskriminierung oder Gewalt gibt es hier nicht.
Dieses Instrument nutzen die Einwohner*innen von Ilios zunächst, um sich gegenseitig für gemeinwohlförderliche Taten zu loben. Die Bürger*innen haben vor Spielbeginn bereits einen Pilotversuch des „Tolerance Score“ demokratisch beschlossen. Nach einer nicht-abgestimmten Einführung der „zweiten Phase“, die nun auch das Melden von unsolidarischen Taten und damit den Abzug von Punkten ermöglicht, sind viele Bürger*innen jedoch unzufrieden – denn bei unter 50 Punkten wird plötzlich das Überqueren der Stadtbrücke zum Rathaus verwehrt. Erst nach einer eskalierten Demonstration lädt die Bürgermeisterin zum Spielende alle Bewohner*innen zur Beteiligung am runden Tisch ein, sodass verschiedene Perspektiven gehört und diskutiert werden können. Im Unterricht können das Konzept des „Tolerance Scores“ sowie die gezeigten Mitbestimmungsverfahren analysiert und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile für das Leben in einer Gemeinschaft untersucht werden. Mit Schüler*innen lassen sich dabei zunächst die verschiedenen Positionen der Bürger*innen herausarbeiten, die ihnen als Spieler*innen in Interaktionen begegnen: Wer ist dafür oder dagegen – und aus welchen Gründen? Welche weiteren Gründe sprechen für oder gegen einen „Tolerance Score“? Zur Vertiefung des Themas bietet sich eine Pro- und Contra-Diskussion mit unterschiedlicher Rollenverteilung an, die nach Spielende im Szenario am runden Tisch ansetzt. Durch weiterführende Impulse kann die Diskussion angeregt werden: Wie viel Kontrolle sollten staatliche Institutionen auf Bürger*innen ausüben können? Und kann ein Sozialpunktesystem tatsächlich dazu beitragen, eine Gesellschaft toleranter zu machen? Dazu kann als lebensweltliches Beispiel für „Social Scoring“ das chinesische Sozialkredit-System herangezogen und kritisch reflektiert werden, das bereits seit mehreren Jahren in einigen Städten umgesetzt wird.
In diesem Zusammenhang spielen auch ethisch-moralische Fragen eine Rolle, die im Ethikunterricht diskutiert werden können – beispielsweise hinsichtlich eines friedlichen Zusammenlebens und der Austragung von Konflikten. Dabei kann mit den Schüler*innen über die Bedeutung respektvoller Meinungsäußerungen für ein faires Miteinander nachgedacht werden. Die Spielenden werden in Gesprächen mit Stadtbewohner*innen immer wieder dazu aufgefordert, sich zu positionieren und eine Meinung zu vertreten oder zu verteidigen. Dabei stehen auch die Themen Diskriminierung und Zivilcourage im Fokus: Die neue Nachbarin Flashy, die ein Musikgeschäft öffnen will, wird von Nachbar Manfred und seiner Bekannten zuerst kritisiert, dann bedroht und schikaniert – bis eines Nachts jemand die Scheiben ihres Ladens einwirft. Auf welche Weise sich der*die Spielende für Flashy einsetzt und sich zum Beispiel bereits im Vorhinein gegenüber Manfred und dessen Bekannten positioniert, bleibt ihm*ihr überlassen und kann diskutiert werden.