Willkommen, Kind des Flüsterwaldes! Hast du an dein Flüsterpulver gedacht? Im Flüsterwald gibt es jede Menge magischer Wesen, Geheimnisse und Abenteuer. Aber Menschen sind dort für gewöhnlich nicht zu finden – erst das Flüsterpulver ermöglicht den Eintritt in die mysteriöse Welt und die zauberhafte Atmosphäre des versteckten Waldes.

Flüsterwald Story Game ist die interaktive Adaption der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Andreas Suchanek. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle einer von drei wählbaren Figuren der Geschichte. So können entweder die Menschen Lukas oder Ella oder aber Punchy, die Beschützerkatze der Elfenprinzessin Felicitas von Siebenstein, als spielbare Figuren ausgewählt werden. Ziel des Spiels ist es, seltsame Vorkommnisse aufzuklären oder gar Bedrohungen des Waldes, beispielsweise durch geldgierige Bauunternehmen, zu bekämpfen.

Den Spielenden werden in gewissen Situationen Handlungsalternativen dargeboten und sie müssen sich für einen Handlungspfad entscheiden. So gestalten sie die Geschichte selbst mit und legen fest, welche Wege sie gehen und mit welcher Strategie (z.B. Flucht, Kampf, Verhandlung) aufkommende Herausforderungen gemeistert werden. Dabei unterscheiden sich die aufkommenden Probleme je nach Figur. Die Katze Punchy beispielsweise vermisst ihre Katzenlinien, die ihr den Weg zum Elfenpalast aufzeigen, wo sie die Elfenprinzessin beschützen muss. So müssen alternative Reisewege gewählt werden. Doch welcher Weg ist der richtige? Durch narrative Entscheidungen müssen dieses Problem und viele weitere gelöst werden. Jede getroffene Entscheidung führt zu einer neuen Problemstellung und so entsteht eine dicht verzweigte Handlungsstruktur mit zahlreichen alternativen Lösungswegen. Dabei werden diverse Nebenschauplätze gestreift und der eine oder andere Ort wartet mit einer Überraschung auf. Dennoch folgt das Spiel einer klaren Handlungslogik und führt munter durch die Geschichte.

Um die Magie und den Zauber des Flüsterwaldes noch lange zu erhalten, braucht es mutige und entschlossene Spieler*innen. Bereit für ein mystisches Abenteuer?

Flüsterwald Story Game bietet spezifische Potenziale für den Einsatz im Deutschunterricht ab der dritten Klasse. Als Adaption eines Kinderbuches ermöglicht es in besonderer Weise die Förderung literarischer Kompetenzen, vor allem des Handlungs- und des Figurenverstehens.

Im Spielverlauf sind die Spielenden über die direkte Einflussnahme durch individuelle Entscheidungen unmittelbar in die Handlungsgestaltung involviert. Das Spiel folgt zwar grundsätzlich einer stringenten Handlungslogik, durch die Entscheidungsmechaniken nehmen die Spielenden aber direkten Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung der Geschichte. So müssen sie in der Gestalt der Protagonist*innen beispielsweise den Eingang in ein verfallenes Schloss finden. Doch wo ist der Eingang? Sollten die Spielenden lieber im Schornstein nachsehen oder den Erker untersuchen? Und wenn der Erker genutzt wird, wo ist bloß der passende Schlüssel zu finden? Vielleicht wissen die Teekinder etwas? Ist es nicht doch besser, zuerst den Schornstein auszuprobieren? Diesen Fragen müssen sich die Spielenden stellen und sich für eine Lösung entscheiden, die den weiteren Verlauf der Geschichte prägt. Konkret kann das Spiel im Literaturunterricht als Ausgangspunkt für handelnd-produzierende Verfahren eingesetzt werden, da die Spielenden – in der Logik der Geschichte denkend – vielfältige Handlungsalternativen ausprobieren und gestalten können. Im Anschluss an die Spielphasen können die Lernenden dazu angeregt werden, ihre spezifische Handlungsgestaltung weiterzuverarbeiten, indem sie ihre den jeweils verfolgten Verlauf der Geschichte nacherzählen und schriftlich festhalten. Die verschiedenen narrativen Varianten können abschließend besprochen und hinsichtlich ihrer Plausibilität verglichen werden. 

Die Option, die Geschichte aus der Perspektive verschiedener Protagonist*innen zu verfolgen, verstärkt die ohnehin schon mannigfaltigen Möglichkeiten der Handlungsgestaltung, da jeder Charakter die Geschichte anders wahrnimmt und unterschiedliche Entscheidungen treffen muss. Im Deutschunterricht kann das Spiel etwa genutzt werden, um einzelne Kapitel nach verschiedenen, selbst zugrundegelegten Maximen zu spielen. Konkret können verschiedene Schüler*innen den Arbeitsauftrag bekommen, eine grundlegende Haltung bei der Entscheidungsfindung einzunehmen: Handle als Punchy so, dass du sehr vorsichtig bist!, oder: Handle als Punchy so, dass du immer den gefährlichsten Weg wählst!Hierdurch entstehen unterschiedliche Handlungsgestaltungen, die die Lernenden im Plenum präsentieren und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Hanldungslogik ergründet werden können. Nach der Rezeption der verschiedenen Handlungsvarianten kann sich eine Abschlussdiskussion anschließen, bei der die Lerngruppe die verschiedenen narrativen Varianten vor dem Hintergrund des Textganzen reflektieren.

Die Figuren als Handlungsträger*innen bieten neben der Förderung des Handlungsverstehens auch Potenziale für das Figurenverstehen. Durch die Entscheidungen der Spielenden in der Rolle der Figur sprechen sie ihrer Figur implizite Charakterzüge zu und nehmen damit Einfluss auf die Figurengestaltung. So können die verschiedenen Figuren etwa so handeln, dass sie besonders mutig oder ängstlich wirken. Diese Option bietet für den Unterricht die Möglichkeit, eine ausgewählte Figur anhand ihres Verhaltens zu analysieren. Konkret können die Lernenden eine Figur wählen und sich jede in ihrer Rolle getroffene Entscheidung notieren. Im Anschluss daran können die Entschlüsse im Plenum vorgestellt und besprochen werden. Hierzu bieten sich Leitfragen an, um die Charaktermerkmale strukturiert zu erarbeiten: Welche Handlungen findest du besonders sinnvoll? Mit welchem Adjektiv würdest du diese Entscheidung beschreiben? Warum? Wie wirkt die Figur auf Grundlage der getroffenen Entscheidungen auf dich?

Um die Geschichte vollständig erleben zu können, muss der Zugang der einzelnen Kapitel erst freigeschaltet werden. Hierzu haben die Spielenden zwei Möglichkeiten: Entweder sie kaufen die Einzelkapitel (0,49€ für ein Kapitel) oder aber sie setzen Schokotaler ein, die sie im Laufe des Spiels sammeln können (150 Schokotaler für ein Kapitel). Dies ist nicht nur eine Alternative zum Barkauf, sondern kann zum Ausprobieren verschiedener Handlungspfade einladen. Denn: Je mehr Handlungspfade ausprobiert werden, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, verstecke Schokotaler zu entdecken. Somit kann das Spiel auch kostenlos durchgespielt werden. Angesichts des damit einhergehenden erhöhten Zeitaufwandes kann als Lehrkraft der finanzielle bzw. zeitliche Aufwand abgewogen und entsprechend der vorhandenen Ressourcen entschieden werden, welche Variante herangezogen wird.