„Wir müssen dringend den Glockenturm restaurieren, der alte bröckelt bald auseinander!“ „Nein, neue Wohnungen müssen gebaut werden, die Menschen sitzen auf der Straße!“ „Wie wäre es mit einem neuen Marktstand? Das würde vielleicht Händler in unsere kleine Stadt locken!“ „Also, wenn es nach mir geht, würde ein neuer Pub schon ausreichen…“

Mit solchen und noch zahlreichen anderen (An-)Forderungen entschlossener tierisch-personifizierter Bürger*innen beginnt das Serious Game Mayority und will von Spielenden vor allem eines: Entscheidungen müssen getroffen werden.

Als neu gewählte*r Bürgermeister*in stehen die Spielenden vor der Aufgabe, die Struktur der kleinen Stadt von Grund auf neu aufzubauen. Alsbald zieht es Interessierte in die Stadt, die sich gerne niederlassen und in der Stadt Heim und Arbeit finden wollen. Doch mit steigender Einwohner*innenzahl häufen sich auch die Anfragen auf dem Schreibtisch der Spielenden. Was sollen sie zuerst tun? Den Wunsch der geselligen Einwohner*innen nach einer neuen Lokalität erfüllen? Den Gläubigen ein neues Gotteshaus spendieren? Oder brauchen doch zunächst die noch obdachlosen Neuankömmlinge neuen Wohnraum, der aber bitte nicht neben einem lauten Sägewerk, sondern lieber neben einer gemütlichen Farm angesiedelt sein soll? Fragen über Fragen, die nur die*r Bürgermeister*in beantworten kann, um der kleinen Stadt zu kultureller Blüte und wirtschaftlichem Wachstum zu verhelfen.

Hintergrund des Spiels (Auszug aus der Spielwebsite):

„Mayority ist ein Projekt der WOTI World of Tomorrow Institute GmbH (vormals ACT NOW) und basiert u.a. auf den Erkenntnissen der Internationalen ACT NOW Bürgermeister*innen Konferenzen. Diese finden seit 2016 statt und bieten Bürgermeister*innen die Möglichkeit, sich darüber auszutauschen, wie Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft gelingen kann.“ (https://www.mayority-game.com/)

Mayority eignet sich aufgrund seines strategischen Settings und der zugrundeliegenden Spielmechanismen in vielfältigen Fachkontexten – insbesondere in sozialwissenschaftlichen Fächern wie Gemeinschaftskunde/Politik, Wirtschaftswissenschaften oder auch Ethik.

Das Grundprinzip dieses Serious Games orientiert sich an klassischen Strategiespielen – wie beispielsweise der Anno- oder Siedler-Reihe –, in denen Spielende nach und nach einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf aufbauen und die Bedürfnisse der Stadtbewohner*innen erfüllen müssen.

In Mayority stehen jedoch weniger die wirtschaftlichen Zusammenhänge als das gemeinsame Leben der Einwohner*innen im Mittelpunkt. Die Stadt wird von unterschiedlichen Gruppen besiedelt, die sich im Hinblick auf ihre Tierart – Hasen, Enten, Mäuse und Nashörner –, aber auch bezüglich ihrer Bedürfnisse unterscheiden; konkret tun sich die Bewohner*innen u.a. zu „geselligen“, „gläubigen“ und „arbeitssamen“ Gruppen zusammen. Jede der Gruppen hat unterschiedliche Interessen, die sich von denen der anderen deutlich unterscheiden. Da die Ressourcen in der städtischen Umgebung allerdings begrenzt sind, müssen die Spieler*innen in der Rolle der*s Bürgermeister*in entscheiden, welche der Anfragen erfüllt werden und welche eher nachrangige Priorität haben. Dabei ähneln sich jedoch alle Bewohner*innen hinsichtlich ihrer Grundbedürfnisse, sodass alle nur zufrieden sein können, wenn sie ein Dach über dem Kopf und eine sinnvolle Arbeit gefunden haben. Insbesondere für den Gemeinschaftskunde- und Politikunterricht bietet Mayority damit vielfältige Anknüpfungspunkte: Spieler*innen werden damit konfrontiert, dass sich Bedürfnisse in einer Gesellschaft unterscheiden und dass es schwierig sein kann, allen Anforderungen zu entsprechen. Das Spiel simuliert dabei im kleinen Rahmen politische Entscheidungen und damit verbundenen Dilemmasituationen (Raumnutzungskonflikte, Verwendung zur Verfügung stehender Ressourcen, Priorisierung), legt aber auch einen Fokus auf die Gemeinsamkeiten vielfältig erscheinender Gemeinschaften.

Für den Wirtschaftsunterricht können rudimentäre Zusammenhänge zwischen Bedürfnissen und zur Verfügung stehenden Ressourcen hergestellt werden. Im Ethikunterricht ist eine Einbindung im Rahmen einer Einheit zu Wünschen und Bedürfnissen, angesiedelt an die Bedürfnispyramide nach Maslow, weiterführend denkbar.

Darüber hinaus bietet Mayority pragmatische Rahmenbedingungen für den Einsatz im Unterricht: Ein Spieldurchgang umfasst ca. 30 Minuten, sodass das Spiel in einer Unterrichtsstunde erkundet oder auch ein zweiter Spieldurchgang mit veränderten Rahmenbedingungen zur Reflexion alternativer Verhaltensweisen gestartet werden kann. Zusätzlich liegt das Spiel aktuell sowohl mit einer deutschen als auch einer englischen Sprachausgabe vor, sodass interdisziplinäres Arbeiten u.a. im fächerübergreifenden oder auch bilingualen Sachunterricht denkbar ist.