Wie geht eine Familie damit um, wenn eines ihrer Kinder an Krebs erkrankt? Wie fühlen sich die Eltern, die nicht wissen, wie lange ihr beispielsweise zweijähriger Sohn noch zu leben hat? Wie nehmen die Geschwister die verunsichernde Situation wahr?

In That Dragon, Cancer erzählt eine Familie ihre Geschichte mit ihrem krebskranken Kind und geht dabei auf intime, authentische und sensible Weise auf diese und weitere Aspekte einer solchen Krankheit ein.

Die Spielenden bewegen sich in That Dragon, Cancer in einer First-Person-Perspektive durch verschiedene interaktive Umgebungen, die – ähnlich wie Buchkapitel – voneinander abgegrenzt sind. Visualisiert durch die stilisierte, bilderbuchartige Darstellung des Spielgeschehens werden sie durch die Krankheits- und Behandlungsgeschichte des zweijährigen Joel und seiner Familie geführt, die ihre Erfahrungen autobiografisch in Form des Spiels verarbeitete. Die Spielenden begleiten sie zu Ausflügen, Krankenhausaufenthalten und Arztgesprächen. Sie erhalten Einblicke in ihre Gedanken rund um Joels Erkrankung, ihre Auswirkungen auf ihn und seine Angehörigen, den Wert des Lebens und die Schwierigkeit des Abschiednehmens. Illustriert werden die Episoden des Spiels durch malerische, metaphorisch gehaltvolle Bilder und zahlreiche von Joels Familie selbst eingesprochene Audioaufnahmen.

That Dragon, Cancer eignet sich vor allem zum Einsatz im Ethik- und Religionsunterricht der Sekundarstufe. Schüler*innen wird damit ein interaktiver Zugang zu den Themenkomplexen Krankheit, Sterben und Tod ermöglicht. Eine breite Vielfalt an Gedanken und Gesprächen der Geschwister und Eltern des kranken Joel kann als Grundlage genutzt werden, um gemeinsam zu reflektieren, wie Menschen individuell mit diesen Bestandteilen menschlichen Lebens umgehen. Die Schüler*innen können sich beispielsweise zu den geäußerten Emotionen und Denk- und Glaubenshaltungen der Figuren positionieren und im Dialog – oder im Klassengespräch – eine eigene Haltung zu den angesprochenen Themen entwickeln. An einigen Stellen des Spiels kommt der hohe Stellenwert des christlichen Glaubens für Joels Familie durch vielfältige Verweise auf Gott und die Bibel prominent zum Ausdruck. Diese Art des Umgangs mit Krankheit und Sterben eines Kindes eignet sich als Ausgangspunkt sowohl für Diskussionen aus religiöser als auch aus religionskritisch reflektierender Perspektive.

Bei all seinen Potenzialen erfordert der Einsatz von That Dragon, Cancer ein großes Maß an Feinfühligkeit und eine genaue Kenntnis des Gegenstandes sowie der individuellen Lerngruppe, da die verschiedenen Passagen des Spiels die Themen Krebs, Krankheit und Sterben in ihren Facetten unterschiedlich abstrakt, konkret, direkt und distanziert betrachten. Hier ist darauf zu achten, geeignete Teile des Spiels gezielt auszuwählen und die Lernenden dadurch kognitiv sowie emotional nicht zu überanspruchen.