Time Flies
- Publisher: Playables
- Veröffentlichungsjahr: 2025
- Plattform: Windows, macOS, Playstation, Nintendo Switch
- Altersfreigabe: USK 12
- Geeignet für: Ab Klasse 7
- Fachbezug: Ethik/Philosophie, Religion, Deutsch (Literaturunterricht)
Das Leben als kurzer Wimpernschlag – im Rätselspiel Time Flies ist dies fast wörtlich zu verstehen. Als Fliege müssen die Spielenden in ihrer kurzen Lebenszeit eine „Bucket List“ mit zehn Aufgaben vollständig erfüllen. Und die ist nicht gerade bescheiden. Beispiele gefällig? Reich werden, Freunde finden oder ein Instrument lernen. Dass Spielende dafür im Schnitt nur rund 70 Sekunden Zeit haben, macht das Ganze nicht einfacher. Wie lange sie als Fliege genau leben, hängt dabei von der durchschnittlichen Lebenserwartung des Herkunftslandes der Spielenden ab, das zu Beginn ausgewählt werden muss: Pro Jahr erhalten sie eine Sekunde Lebenszeit.
Time Flies setzt auf direktes Ausprobieren: Man fliegt drauf los, weicht Gegenständen aus, krabbelt auf Möbeln herum und interagiert mit der Umgebung. Die minimalistische Schwarz-Weiß-Optik fokussiert sich auf das Wesentliche, wobei dennoch viele kleine Details zum Entdecken einladen. In vier verschiedenen Leveln erfüllen die Spielenden weitere „Bucket List“-Wünsche und lernen neue Orte kennen: ein Wohnhaus, ein Museum oder die Kanalisation. Die Spielenden werden dabei immer wieder mit überraschenden und humorvollen Möglichkeiten konfrontiert, ihre Listenpunkte zu erfüllen. Doch die Zeit ist knapp – und überall lauern klebrige Fallen und gefräßige Feinde.
Schaffst du es, den Wimpernschlag zu nutzen und die „Bucket List“ zu erfüllen?
Time Flies eignet sich durch den Bezug auf die Themen Lebensziele, Endlichkeit und Gerechtigkeit besonders für den Einsatz im Ethik-, Religions- und Philosophieunterricht ab Klasse 7. Der humorvolle und zugleich sensible Einsatz des Motivs der „Bucket List“ zur Erfüllung von Wünschen bietet sich dabei für Unterrichtsreihen an, die sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens und den eigenen Lebenszielen auseinandersetzen. Durch die kurze Spieldauer ermöglicht es dabei insbesondere einen motivierenden Einstieg ins Thema.
Die Spielenden müssen als Fliege versuchen, alle Punkte ihrer „Bucket List“ zu erfüllen. Im Ethikunterricht kann dies mit den Schüler*innen zum Anlass genommen werden, um Reflexionsfragen anzustoßen: Gibt es universelle Lebensziele oder sind sie stets individuell? Wie stark sind unsere Ziele von gesellschaftlichen Erwartungen geprägt? Anschließend können die Lernenden ihre eigene „Bucket List“ entwerfen und im gemeinsamen Gespräch herausarbeiten, welche Wünsche sich ähneln oder voneinander unterscheiden. Die Auseinandersetzung kann durch die Einbeziehung der Bedürfnispyramide nach Maslow vertieft werden, indem sowohl die Lebensziele der Fliege als auch die von den Schüler*innen formulierten Wünsche den verschiedenen Ebenen menschlicher Bedürfnisse zugeordnet und so Zusammenhänge zwischen Grundbedürfnissen, Motivation und Selbstverwirklichung sichtbar gemacht werden.
Die kreativen Lösungsmöglichkeiten des Spiels regen dabei dazu an, Ziele flexibel zu deuten: So ist es eine Aufgabe der Spielenden, als Fliege „reich” zu werden. Das kann auch ohne Geld gelingen – denn es kann bedeuten, reich an Erfahrungen oder Freundschaften zu sein. Mit Schüler*innen lässt sich anhand dieser Überlegungen darüber diskutieren, ob Ziele im Leben immer auf eine Weise zu erfüllen oder welche unterschiedlichen Wege denkbar sind und sich die Ziele dabei vielleicht sogar verändern können. Im Unterricht können die Lernenden dafür zunächst notieren, wie sie ihre Lebensziele als Fliege erfüllt haben und daraufhin überlegen, welche anderen Deutungen möglich wären. Im Gespräch können die Schüler*innen anschließend auch über die eigenen Lebenswünsche nachdenken und dazu angeregt werden, Wege zu deren Erfüllung zu hinterfragen.
Eine weitere Möglichkeit für den Ethikunterricht besteht darin, das Thema Gerechtigkeit zu behandeln. Hierfür können Unterschiede in der Lebenserwartung in verschiedenen Ländern und deren mögliche Ursachen besprochen werden. Dazu lohnt sich der Blick auf ein besonderes Merkmal des Spiels: die an reale Statistiken angelehnte Lebensspanne. Je nach gewähltem Herkunftsland steht der Fliege im Spiel eine an die durchschnittliche Lebenserwartung der dortigen Einwohner*innen angepasste Lebens- und somit Spielzeit zur Verfügung. Damit wird die unterschiedliche Lebenserwartung weltweit spielerisch verdeutlicht. Mit Schüler*innen kann darüber nachgedacht werden, warum die Entwickler diese Mechanik eingebaut haben und was dies für das Spiel(ziel) für Auswirkungen hat – zum Beispiel, dass sich einige Ziele schwerer oder gar nicht erreichen lassen. Dabei können sich Lernende die Frage stellen, wie die „Bucket List“ von Menschen in anderen Ländern aussehen könnte – besonders in solchen, in denen Einwohner*innen eine kürzere durchschnittliche Lebenserwartung haben. Welche Privilegien sind damit verbunden, in einem Land mit höherer Lebenserwartung geboren zu sein? Inwiefern könnten sich Lebensziele unterscheiden, wenn grundlegende Bedürfnisse im Alltag nicht selbstverständlich erfüllt werden können? Und was wären gerechte Lebensbedingungen und Chancen?
Im Religionsunterricht kann die Frage nach einem möglichen Sinn des Lebens vertieft werden. Hierfür können biblische Texte herangezogen werden, die sich damit auseinandersetzen, wie ein erfülltes Leben aussehen sollte – so wie zum Beispiel Psalm 90, Matthäus 6,19–21 oder das Buch Genesis. Daran lässt sich mit den Schüler*innen überlegen: Welche Ziele für das menschliche Leben lassen sich aus dem Glauben ableiten? Wie sähe der Bibel nach ein „gottgewolltes“ Leben aus und inwiefern spiegelt sich dies im Spiel wider? In einem weiteren Schritt können diese Überlegungen mit den Wünschen auf der Bucket-List sowie einem möglichen eigenen Lebenssinn der Schüler*innen verglichen werden.
Weiterführend bietet das Spiel für den Religionsunterricht die Möglichkeit, über Fragen zum Thema Endlichkeit zu sprechen: Nach Ablauf ihrer kurzen Lebensspanne stirbt die Fliege. Die Spielenden bekommen eine weitere Chance, um ihre Lebensziele zu erreichen – im eigenen Leben nicht. Was bedeutet dies für die Ausgestaltung des Lebens? Ist es aus religiöser Sicht ein Problem, wenn zum Lebensende hin die eigenen Ziele nicht erreicht werden? Und schließlich: Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Im Philosophieunterricht können ähnliche Aspekte zum Thema Endlichkeit aber auch zum Sinn des Lebens aus philosophischer Perspektive verhandelt werden. Hierfür bietet sich eine Anbindung an klassische philosophische Texte an, beispielsweise von Seneca (De brevitate vitae) oder Aristoteles (Eudaimonia), die mit den Schüler*innen diskutiert werden können: Ist Glückseligkeit das höchste Ziel im Leben? Und wie gebrauchen wir das Leben richtig – ohne es zu „verschwenden“?
Im Deutschunterricht kann Time Flies genutzt werden, um das Verständnis von Symbolen und Metaphern zu fördern, da sich das Spiel auf humorvolle Weise mit sprachlichen Bildern auseinandersetzt. Die Spielenden sollen beispielsweise als Fliege „frischen Wind bringen” oder „am Rad drehen”, um ihre Lebensziele zu erfüllen. Diese Aufgaben lassen sich nur lösen, wenn die Redewendungen wörtlich verstanden werden. Im Unterricht kann dies aufgegriffen werden, indem zunächst die Lebensziele der Fliege gemeinsam betrachtet und mögliche Bedeutungen oder Lösungswege diskutiert werden. Nach dem Spielen bietet sich ein Austausch darüber an, wie die Lebensziele auf überraschende Weise umgesetzt wurden und wie sich dabei metaphorische Sprache und ihre unterschiedlichen Bedeutungen auf kreative Weise verbinden.

